28
Aug
2006

Schalke vs. Fettes Brot

Ein Leidensprotokoll:

Mit gemischten Gefühlen war ich am Nachmittag jenes Tages (Freitag, 25.08.) im niedersächsischen Oldenburg in den Zug gestiegen, um (nein, nicht zur Arena) nach Hamburg zu fahren. Ein schwerer Fehler, sagt ihr? Nun ja. Kommt auf die Sichtweise an. Ich hatte nämlich in meinem Portemonnaie eine Karte (nein, nicht für die Arena) für das Fettes Brot Open Air im Hamburger Stadtpark, und außerdem ein eher maues Gefühl, gegen Bremen, und so, na huiiii, das kann auch mal daneben gehen. Nichtsdestotrotz hab ich den Schalkeschal dann doch mitgenommen, um Flagge zeigen zu können, und außerdem, weil ich noch ne abklingende Bronchitis hatte(Das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden, ihr wisst schon).

Auf dem Bremer Hauptbahnhof waren die einzigen Werder-Fanartikel, die ich beim Umsteigen gesehen habe, ein paar Autoaufkleber im 99 Cent Markt...und auch in Hamburg war nirgends was zu sehen, obwohl die Werder-Fans da ja auch eher im Verdeckten agieren müssen, wegen Hanse-Derby. Konzert war toll, doch die ganze Zeit hab ich auf die Uhr geguckt, mit den Gedanken: Hmm, jetzt bitte keine allzulange Zugabe mehr, dann krieg ich noch die letzten 5 Minuten inner Bahnhofskneipe mit. Da ich eben keiner bin, der geht, bevor es zuende ist (Stadion oder Konzerthalle, ganz egal), war das Ganze dann auch spitz auf Knopf so, dass die S-Bahn zum Bahnhof zurück auch mit Lichtgeschwindigkeit hätte fahren müssen, damit ich noch ne Chance gehabt hätte, Livematerial zu sehen. In der Bahn dann ein kurzes Gespräch mit einer HSV-Anhängerin, die dann sogar ihr handy bemühte, um zuhause anzurufen und den nicht beim Konzert anwesend gewesenen Ehemann aus dem Sofa-Schlaf zu katapultieren, mit dem Ergebnis, dass sie sagte, dass er gesagt hätte, er wüsste es nicht genau, weil er eingeschlafen sei, aber wahrscheinlich hätten die Königsblauen wohl verloren gehabt.

Trotzig knetete und wrang ich an meinem Schal, und kämpfte mit irgendwelchen Emotionen und dem kleinen Mann im Ohr, der mir sagte: "Ich hab's doch gewusst, Werder ist ne Nummer zu groß für euch!", bis ich mir dann sagte: Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, ab zum Bahnhof. Dort angekommen, hab ich mich erst mal auf der Suche nach ner Kneipe zur Ergebniskontrolle glatt verlaufen, und hab dann noch ne 20-Minütige Runde durch die menschenleere Hamburger City gedreht, aber nirgends was gefunden. Wieder am Bahnhof angekommen, war es zehn vor elf, und die Chancen, überhaupt bis zur Abfahrt meines Zuges um 23:15 irgendwas zu sehen, sanken beträchtlich. Da sah ich im Augenwinkel grünen Rasen auf einem Fernsehschirm, frohlockte innerlich und bestellte schon beim Hinsetzten gleich ein Bierchen. Nur war das die DSF-Übertragung der Zweitliga-Freitagsspiele.

Hm. Was tun? Ertragen, und zwei Zusammenfassungen anschauen, denn besser schlechter Fußball als gar keiner. Als ich dann gerade (weil um 23 Uhr Sperrstunde war) zum Gleis schreiten wollte, fiel mir Pechvogel auf, dass nur geschätzte 20 Meter weiter eine andere Bierlokalität war, in der ein Flatscreen mit dem "arena"-Symbol oben rechts in der Bildschirmecke hing. Wie von Sinnen stürmte ich kurzentschlossen hinein und fragte: "Wie hat Schalke gespielt?"

Antwort der Bedienung und des letzten Gastes (Weltmeisterliche Leistung im Synchronumdrehen und Reden) "2:0 gewonnen." Zusatz des Gastes: "War ein echt gutes Spiel, die hätten auch deutlich höher gewinnen können, aber Wiese war recht gut drauf."

Und obwohl ich keine Minute des Spiels gesehen hatte, flogen sofort beide Arme mit dem Schal hoch, und das Echo des eigenen Solo-Fan-Gesangs klingt in der Hamburger Bahnhofshalle gar nicht schlecht nach...

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Semtext's Selbstdarstellung

Raps und Reflektionen, Gedanken und Spinnereien...

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Was nicht wert ist, gesagt zu werden, das singt man. (Pierre Augustin Baron de Beaumarchais, frz. Bühnenschriftsteller, 1732-1799)

Das hier ist schlicht, was die Überschrift sagt. Eine Selbstdarstellung. Manche würden sagen öffentliches Tagebuch im lockeren Wochenrythmus, andere wiederum Textsammlung. Mittlerweile auch Rezeptsammlung für Cocktails. Wasauchimmer.

Es ist und bleibt die Selbstdarstellung eines Hobby-Rappers, Poetry Slammers und freiberuflichen Journalisten aus Oldenburg, der von ganz mittig nach ganz oben will. Mit explosiven Texten, die wie Bomben in den Frieden fetzen. Hatte ich mal gedacht. Deswegen der Name Semtext. Wer's nicht kapiert, bitte einfach mal "Semtex" bei Wikipedia oder im Brockhaus nachschlagen.
Man kann von mir mittlerweile auch Texte korrekturlesen lassen.

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