Hebbels Weisheiten
Wer ein wenig in meinen Lieblingszitaten etwas weiter unten geblättert hat, dem wird folgendes nicht verborgen geblieben sein:
Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.
(Friedrich Hebbel, dt. Dichter, 1813-1863)
Der Mann hat Recht! Andernfalls würde das Zitat auch bei mir nicht aufgenommen worden sein, und selbst für den Fall, dass er nicht Recht haben könnte, kann ich mich mit diesem Aphorismus durchaus zufrieden geben. Beziehen wir es doch mal auf eine vollkommen aus der Luft gegriffene tägliche Situation:
Herr B. sitzt im Omnibus, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Im Bus sind, abgesehen von ihm, ca. 30 Personen anwesend. Einer davon trägt seinen grün gefärbten Irokesenhaarschnitt genauso stolz zur Schau, wie seine Jeansjacke, die im Stile einer "Kutte" eines Fußballfans über und über mit Aufnähern besetzt ist. Jedoch nicht mit aufbügelbaren Fanartikeln eines vollkommen beliebigen Balltretervereins, sondern von diversen (Punk-)Rockbands. Da ist der Aufnäher mit dem "Nevermind"-Plattencover von Nirvana direkt neben einem Stoffquardat, auf dem die Buchstaben "WIZO" weiß auf schwarz prangen. Ein weiterer Stoff(f)licken outet den Träger der Weste als möglichen Hörer der Punkband "The Exploited". Außerdem prangt das alte Logo der Ärzte (das Anarchie-Symbol mit einem Ä statt A) riesengroß und unübersehbar zentral auf dem Rücken unseres sympatischen Irokesen. Warum Herr B. dies alles bemerkt? Weil der junge Mann dadurch so aus der grauen Masse heraussticht, dass er im Gedächtnis hängen bleibt. Und wenn es nicht nur wegen der Frisur gewesen wäre, oder der Aufnäher, die in der mainstreamveruteilenden Welt von heute durchaus für einige Kontroversen sorgen könnten, aufgrund der scheinbar wahllosen Zusammenstellung, dann auf jeden Fall wegen der ausgeschlagenen Vorderzähne, die der Punk bei jedem herausfordernd strahlenden Lächeln der gesamten Busbesatzung präsentiert.
Kommen wir zum Schluss: Herr B. erinnert sich spontan auch 5 Tage nach der bewussten Busfahrt an diesen Menschen, auch wenn dessen Äußeres ihm in einem Vorstellungsgespräch bei der Deutschen Bank sicherlich keine Pluspunkte erbracht hätte. Der Körpergeruch ebensowenig. Nur, Herr B. wird diesen Zeitgenossen wiedererkennen, wenn er ihn mal wieder auf der Straße sieht (oder im Bus), im Gegensatz zu den 29 anderen namenlosen Gesichtern, die in Einheitsgrau gekleidet auch an jenem Tag (und darüber hinaus sicherlich öfter) in der Linie 309 gefahren sind.
Schließlich ist die Parole, wie es die Werbung für einen Tierpark oder auch für die Rettung des Regenwaldes, so genau weiss man das nicht, auf jeden Fall ist ein Frosch in Großaufnahme abgebildet, verkündet: "Bunt is beautiful!"
Oder etwa nicht?
Jedenfalls ist es besser, ein eckiges Etwas zu sein als ein rundes Nichts.
(Friedrich Hebbel, dt. Dichter, 1813-1863)
Der Mann hat Recht! Andernfalls würde das Zitat auch bei mir nicht aufgenommen worden sein, und selbst für den Fall, dass er nicht Recht haben könnte, kann ich mich mit diesem Aphorismus durchaus zufrieden geben. Beziehen wir es doch mal auf eine vollkommen aus der Luft gegriffene tägliche Situation:
Herr B. sitzt im Omnibus, auf dem Weg von der Arbeit nach Hause. Im Bus sind, abgesehen von ihm, ca. 30 Personen anwesend. Einer davon trägt seinen grün gefärbten Irokesenhaarschnitt genauso stolz zur Schau, wie seine Jeansjacke, die im Stile einer "Kutte" eines Fußballfans über und über mit Aufnähern besetzt ist. Jedoch nicht mit aufbügelbaren Fanartikeln eines vollkommen beliebigen Balltretervereins, sondern von diversen (Punk-)Rockbands. Da ist der Aufnäher mit dem "Nevermind"-Plattencover von Nirvana direkt neben einem Stoffquardat, auf dem die Buchstaben "WIZO" weiß auf schwarz prangen. Ein weiterer Stoff(f)licken outet den Träger der Weste als möglichen Hörer der Punkband "The Exploited". Außerdem prangt das alte Logo der Ärzte (das Anarchie-Symbol mit einem Ä statt A) riesengroß und unübersehbar zentral auf dem Rücken unseres sympatischen Irokesen. Warum Herr B. dies alles bemerkt? Weil der junge Mann dadurch so aus der grauen Masse heraussticht, dass er im Gedächtnis hängen bleibt. Und wenn es nicht nur wegen der Frisur gewesen wäre, oder der Aufnäher, die in der mainstreamveruteilenden Welt von heute durchaus für einige Kontroversen sorgen könnten, aufgrund der scheinbar wahllosen Zusammenstellung, dann auf jeden Fall wegen der ausgeschlagenen Vorderzähne, die der Punk bei jedem herausfordernd strahlenden Lächeln der gesamten Busbesatzung präsentiert.
Kommen wir zum Schluss: Herr B. erinnert sich spontan auch 5 Tage nach der bewussten Busfahrt an diesen Menschen, auch wenn dessen Äußeres ihm in einem Vorstellungsgespräch bei der Deutschen Bank sicherlich keine Pluspunkte erbracht hätte. Der Körpergeruch ebensowenig. Nur, Herr B. wird diesen Zeitgenossen wiedererkennen, wenn er ihn mal wieder auf der Straße sieht (oder im Bus), im Gegensatz zu den 29 anderen namenlosen Gesichtern, die in Einheitsgrau gekleidet auch an jenem Tag (und darüber hinaus sicherlich öfter) in der Linie 309 gefahren sind.
Schließlich ist die Parole, wie es die Werbung für einen Tierpark oder auch für die Rettung des Regenwaldes, so genau weiss man das nicht, auf jeden Fall ist ein Frosch in Großaufnahme abgebildet, verkündet: "Bunt is beautiful!"
Oder etwa nicht?
Semtext - 12. Jan, 17:42
1 Kommentar - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
squared (Gast) - 19. Jan, 18:11
natuerlich ist es besser ein eckiges etwas zu sein als ein rundes nichts....nur bei einer verbrechertat und sonstigen illegalen aktionen, sollte man das runde nichts doch vorziehen! aber genial und coole erklaerung!
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