30
Jun
2012

Erwiderung auf den offenen Brief von Arnd Zeigler.

Lieber Arnd Zeigler,

(Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs), dass der Einsatz von Kroos als Manndecker und von Boateng als Rechtsverteidiger gegen Italien Müll war, habe ich in dem Moment gesagt, als ich die Aufstellung auf dem Fernsehschirm gesehen habe. Vorher konnte ich das nicht, denn ich bin nicht der Bundestrainer oder irgendwie im Trainerstab.

Ich fordere jetzt auch nicht seinen Kopf.

Ich fordere lediglich, dass er sich von seinem unterschwelligen Lieblings- und Belohnungsdenken löst, und jetzt nicht die Schuld auf die Spieler abwälzt, die, zugegebenermaßen nicht ihre besten 90 Minuten abgeliefert haben.

Ich habe gleichzeitig zu dem "diese Aufstellung ist Müll!" gesagt, das Boateng gegen Portugal und Holland genau der richtige Mann war, um gefährliche Außenstürmer an die Kette zu legen.

Aber dass weder Bender, der gegen Dänemark(aufgrund von akuter defensiver Unterforderung) das Spiel nach vorne gut ankurbelte, noch Höwedes, der im Verein schon überraschend gute Spiele auf der Aushilfsrechtsverteidigerposition gemacht hat, und auch in den Freundschaftsspielen bewiesen hat, dass er über rechts defensiv gut und offensiv solide spielt, überhaupt in Betracht gezogen wurden, war ein kritisches Versäumnis vom ansonsten anscheinend Bauchgefühl-glücklichen Löw.

Ziehen wir ausgehend davon jetzt einmal in Betracht, dass die deutsche Elf in der ersten Halbzeit keine offensive rechte Seite hatte, außer wenn Özil mal dahin auswich, da Toni Kroos anscheinend, außer wenn er aus der zweiten Reihe ungenau danebenschoss, auch offensiv Pirlo in Manndeckung nahm, kommt erschwerend hinzu, dass mit dem Festhalten am erschreckend schwachen Lukas Podolski auf der linken Seite auch von da nicht wirklich Schwung in die Bude kam. Lukas Podolski hat eine unglaubliche Karriere hinter sich. 101 Länderspiele, und das in dem Alter. Wahnsinn. Und in Bestform spielt er da auf der ungeliebten linken Seite, was für ihn ohnehin eine Notnagelposition ist (wir wissen alle, dass Podolski ins Zentrum gehört, egal ob auf der falschen 9, der echten 9 bzw. als hängende, stechende oder ballernde Spitze ist ja nun wirklich egal.) auch manchmal echt gut. Nur, dass Podolski Monate von seiner Bestform entfernt war und ist, konnte man selbst im Spiel gegen Griechenland sehen.

Wir konstatieren: Löw hat Deutschland bis ins Halbfinale gebracht, und das zum Teil sogar, obwohl er vorher Mist gebaut hat, was die Aufstellung angeht.

Im Halbfinale hat ihn dann alles, inklusive seinem Bauchgefühl und dem gesunden Menschenverstand, obwohl das auch schon vorher passiert sein könnte, verlassen, als er sich diese Aufstellung ausgedacht hat. Wegen einem gelupften Elfmeter und einem genialen Pass im Englandspiel Andrea Pirlo in Manndeckung zu nehmen, einen Spieler, der seit Jahren von der ursprünglichen Spielmacherposition immer weiter zurück weicht, um eben dieser Manndeckung zu entgehen, der damit Erfahrung mannigfaltigster Art hat, und außerdem in Montolivo einen ebenso agilen, überall auf dem Platz zu findenden Nebenmann hat, der dadurch viel mehr Platz auf der deutschen rechten Abwehrseite bekommt, ist, Entschuldigung, gequirlter Quatsch, der nicht mal in der Kreisliga funktioniert.

Ich weiß nicht, ob es Reus und Schürrle oder sonst wer auf den Außenbahnen besser gemacht hätten, und ich weiß nicht, ob Höwedes oder Bender hinten rechts besser verteidigt hätte. Aber ich habe vor dem Spiel gesagt, dass das nur mit Glück was wird. Und Glück hatten wir, wie du selber sagst, in dem Spiel absolut nicht genug. Und in der zweiten Halbzeit ging offensiv eindeutig mehr, nachdem Reus für Podolski kam. Dass da unter dem Strich auch nur ein Handelfmetertor bei rausgekommen ist, ist immer noch zu wenig, aber trotzdem mehr als Null.

Ich fordere, dass Löw nicht nur seinen Bauch, sondern auch sein Gehirn benutzt. Dann hätte das Spiel vielleicht gewonnen werden können.

Mit freundlichem Gruß,
Jonathan Blum, Sofabundestrainer

PS: Ist es aufgefallen, dass diese Antwort auf einen offenen Brief Schweinsteiger so gekonnt ignoriert wie er gestern, dass er eigentlich ein Fußballspiel zu gewinnen hatte, wo er doch auf dem Platz stand, obwohl er eigentlich nicht fit genug war? Ah, darum.
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Semtext's Selbstdarstellung

Raps und Reflektionen, Gedanken und Spinnereien...

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Was nicht wert ist, gesagt zu werden, das singt man. (Pierre Augustin Baron de Beaumarchais, frz. Bühnenschriftsteller, 1732-1799)

Das hier ist schlicht, was die Überschrift sagt. Eine Selbstdarstellung. Manche würden sagen öffentliches Tagebuch im lockeren Wochenrythmus, andere wiederum Textsammlung. Mittlerweile auch Rezeptsammlung für Cocktails. Wasauchimmer.

Es ist und bleibt die Selbstdarstellung eines Hobby-Rappers, Poetry Slammers und freiberuflichen Journalisten aus Oldenburg, der von ganz mittig nach ganz oben will. Mit explosiven Texten, die wie Bomben in den Frieden fetzen. Hatte ich mal gedacht. Deswegen der Name Semtext. Wer's nicht kapiert, bitte einfach mal "Semtex" bei Wikipedia oder im Brockhaus nachschlagen.
Man kann von mir mittlerweile auch Texte korrekturlesen lassen.

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