Plattenkritik 4
Breaking Benjamin - We Are Not Alone (Hollywood Records, 2004) 12 Track Bonus Edition
Die Gruppe "Breaking Benjamin" aus Pennsylvania in den USA veröffentlichte mit "WANA" 2004 ihr zweites Studioalbum, und erreichte erstmals die Top 20 der nationalen Album-Charts. Weltweit bekannt geworden durch ihren Soundtrack-Beitrag zum Computer-und Konsolenerfolgsspiel "Halo 2", dem Titel "Blow me away", war der Siberling jedoch nur in den Staaten zu kaufen und ist es bis heute noch nur dort, da der europäische und sonstige internationale Markt aus unerklärlichen Gründen noch nicht erschlossen wurde. Übers Internet gibt es allerdings vielfältige Import-Möglichkeiten, und auch die großen Unterhaltungselektronik-Discounter haben mittlerweile ab und an eine oder zwei Scheiben dieser Kapelle im Rockmusik-Regal stehen. Musikalisch in die Schublade gesteckt werden die Nordstaatler in der Kategorie Post-Grunge, also laute, elektronisch verzerrte, mit dem Establishment unzufriedene oder an Liebesbeziehungen und Drogen zerbrechende Musik seit dem berühmtesten Schrotflintenselbstmord der Musikgeschichte. Nur am etwas melodischeren Gesang und der weniger Hip-Hop-lastigen Sounds grundsätzlich von Nu Metal zu unterscheiden.
Die vorliegende Platte enthält einen Bonus-Track, die 2005er Version des Titels "Rain" und umfasst somit einen Song mehr als die ursprüngliche Langspielplatte, die mit 11 Titeln weder nach oben, noch nach unten Grenzen sprengend war.
Trackliste:
1. So Cold (04:33)
2. Simple Design (04:15)
3. Follow (03:18)
4. Firefly (03:07)
5. Break My Fall (03:25)
6. Forget It (03:37)
7. Sooner or Later (03:39)
8. Breakdown (03:36)
9. Away (03:12)
10. Believe (03:20)
11. Rain (03:27)
Hidden Bonus Track:
12. Rain (2005 Version) (03:24)
Die für eine Rockplatte vernünftige Gesamtspieldauer von 42:53 Minuten wird eingeläutet von sphärisch-verzerrten Riffs auf "So Cold". Dies ist gleichzeitig die erste Single des Albums, und schon nach wenigen Sekunden merkt man, warum. Dieses Kraftpaket aus ruhiger Strophe und energiegeladenem Refrain und ebensolcher Bridge schlägt bei jedem nicht emotional unempfindlichen Menschen, der mit dieser Art Musik auch nur ein klitzekleines Bisschen anfangen kann, die richtigen Töne an. Die Stimme von Frontmann Benjamin (wie sollte er anders heißen) "Ben" Burnley ist in perfekter Harmonie mit dem druckvollen Akustikteppich, der von Aaron Fink an der Leadgitarre geknüpft wird. Es geht anscheinend um eine zerbrechende Beziehung, die nur noch schwer zu retten ist. "Show me how it ends//it's alright//Show me how defenseless you really are//Satisfy an empty inside//That's alright, let's give this another try" Ein Opener, der es in sich hat, nicht zuletzt dank der hypnotisierenden Endsequenz, in der textlich der berühmte letzte Strohhalm beschworen wird: "It's alright - It's alright...". (5/5 Sterne)
"So Cold" ist kaum verklungen, da denkt man, im Intro von "Simple Design" in den Proberaum einer Dark-Black-Gothic-sonstwas-Band gestolpert zu sein, als der Sänger gerade Stimmübungen machte. Die Gitarre dazu klingt eher normalrockig, der Bass nach bewährtem Nu Metal. Das Schlagzeug, gespielt von Jeremy Hummel, der ein Vierteljahr nach Erscheinen dieser Platte die Band im Streit verließ, beschränkt sich hier wiederum auf Hintergrundbeschallung, abgesehen von einer krachenden Snare im mit Powerchords und einem satten Basslauf gespickten Hauptteil. Und das ist auch gut so. So bleibt nach den merkwürdig anmutenden Klängen zu Beginn viel mehr Raum für die melodische Gesangsstimme von Ben Burnley, der sein komplettes Repertoire abruft und bis auf den dahinplätschernden Endteil das Ganze zu einer gelungenen Nummer macht. Erneut mit "It's alright"-Rufen. Warum nicht. (4/5 Sterne)
Mit einem knackigen Instrumentalpart auf dem Bass, bearbeitet von Mark J. Klepaski, und den Gitarren von Fink und Burnley kommt "Follow" um die Ecke. Wiederum ruhiger in der Strophe, und energiegeladen im Refrain ist dies definitiv ein gutes Lied für die Tanzfläche in der Studentendisco, oder zum Mitgröhlen auf dem Konzert (Wechselgesang bei "I follow you - you follow me" erwünscht). Das Ende kommt leider ein bisschen zu abrupt. (3/5 Sterne)
Etwas mehr geduckt, wie zum Sprung bereit, präsentiert sich der vierte Titel, "Firefly"(dt. "Glühwürmchen"). Und genau das, nämich abspringen, kann man herrvorragend im Refrain. Die ruhig eingeleiteten Strophen lassen durch den schnellen Rhytmus die Knie zappeln, und das so lange, bis es einen nicht mehr auf den eigenen vier Buchstaben hält. Der Text hält eine Geschichte über einen Freund bereit, der zunächst wie ein rettendes Licht in der Dunkelheit erscheint, als jedoch dessen Lügen auffallen, wird die Unzuverlässigkeit bemerkt daraufhin im abschließenden, veränderten Refrain angeklagt: "Fuck you firefly//Have you lost your light//Now I hate your ways//'cause they're just like mine//So you lost my friend//such a sorry end//Now I don't know why//so I joke and smile". (4/5 Sterne)
Fehlte bisher noch was? Ach ja, die wirklich melodramatische Seite der Band. Stimmt. Die wird in "Break My Fall" pflichtschuldigst abgearbeitet, textlich mit einem verzweifelten Aufruf an eine dritte Person, die sich doch bitte drum kümern soll, den Fall des lyrischen Ichs zu bremsen, und nicht vor der Situation davonzulaufen. Die Instrumentalisierung dazu ist interessanterweise recht brutal, durchsetzt von ruhigen Atempausen, in denen die Saiteninstrumente eindrucksvoll nachklingen. Dies ist ansonsten auch ein häufig genutztes Stilmittel der Band in anderen Liedern. Die instrumentale Bridge kommt clean gespielt und gibt dem darauffolgenden lauten Teil eine gute Startposition, und das Ende ist genau richtig kitschig, wie ein in Zeitlupe auf die erschlagen am Boden liegenden Körper seiner Familie zustürmender Actionfilmheld. (5/5 Sterne)
Gerade eben hatten wir melodramatisch, dann kommt mit "Forget it"jetzt auch schon der ruhige, zurückgelehnte, leicht resignierende, jedoch sehr melodische Song auf der CD. Und wenn es dabei geblieben wäre, würde diese Platte, das verrate ich jetzt schon mal, deutlich besser bewertet werden. Eine angenehm ruhige Poprock-Nummer, die ein wenig an A-Ha oder andere 80er Schnulzen erinnert, jedoch auf einem deutlich höheren Niveau. Annäherungsweise in Richtung U2 oder Depeche Mode. Und sie passt erstaunlich gut rein und fällt zwischen den lauten Liedern gar nicht auf. Musik für jede Gefühlslage, präsentiert von Breaking Benjamin. (5/5 Sterne)
Und wieder denkt man, dass das vorige Lied noch nicht so richtig vorbei ist, wenn das nächste anfängt. Es beginnt zwar deutlich lauter, und wieder verzerrt, aber geht dann nach den Intro-Sekunden in die sehr ruhig instrumentalisierte Strophe über. Und dieser Text geht unter die Haut:"I want a normal life//just like a newborn child//I am a lover hater//I am an instigator//You are an oversight//Don't try to compromise//I'll learn to love to hate it//I am not integrated" Hier wird einer davongelaufenen Partnerin nachgerufen, und das besonders eindrucksvoll im wiederum sehr energiegeladenen Refrain: "Just call my name//You'll be okay//You're scream is crawling through my veins//
Sooner or later, you're gonna hate it//Go ahead and throw your life away//
Driving me under, leaving me out there//Go ahead and throw your life away//" Diese Erfahrung hat wohl jeder schon mal gemacht, und in solch einer Situation von einer Band mit einem so druckvollen Titel unter die Arme gegriffen zu bekommen, ist immer eine gute Sache. Die zweite Strophe wirkt ein wenig schizophren, oder aus der entgegengesetzten Perspektive, aber kommt im leicht veränderten Refrain zum selben Schluß wie am Ende von Strophe 1: "Just call my name//You'll be okay//Your scream is crawling through my veins//
Sooner or later, you're gonna hate it//Go ahead and throw our life away//
Driving me under, leaving me out there//Go ahead and throw our life away." (5/5 Sterne)
Abgesehen von den lauteren Instrumentalparts und dem Pre-Chorus plätschert das nun folgende Lied, "Breakdown", mehr oder weniger dahin, wenn man das hohe Niveau der vorigen Songs als Maßstab nimmt. Ungewohnt klingt der mehrstimmige Gesang im Chorus, und er ist auch nicht so melodisch wie normalerweise üblich. Der Text ist vom Niveau her zwar weit oben angesiedelt, trotzdem kriegt die bis dahin nahezu makellose Bilanz des Albums an dieser Stelle einen kleinen Kratzer. (3/5 Sterne)
In gewohnter Lautstärke und Vehemenz beginnt "Away", um in der Strophe deutlich darunter abzusacken, und dies im Refrain, der wieder genau so ist, wie man es von fast allen in der Titelliste angesiedelten Song gewohnt war, wieder auszugleichen. Und diesmal kommt auch die ruhige Strophe gar nicht so schlecht rüber. Der Gegensatz macht's in diesem Fall aus. Melodischer Gesang, leichte anzumerkende Verzweiflung, gute Gitarrenriffs und gefühlt zum ersten Mal ein Schlagzeug, das sich vom Hintergrund aus wirklich weit nach vorne lehnt und so unweigerlich zum Headbangen einlädt. (4/5 Sterne)
Der zehnte Titel lässt das Raumschiff U.S.S Breaking Benjamin in ungeahnte Sphären vorstoßen. Es hatte sich auf den vorherigen Liedern an der ein oder anderen Stelle angedeutet, und hier wird die Flexibilität der Soundeffekte vollends ausgenutzt, zumindest was den Gesang angeht: Mit elektronisch verzerrter Stimme, die vor dem ungewohnt rauhen Rockbrett, das dazu gespielt wird, sehr an American Head Charge erinnert, wird an passenden Stellen gegrowlt und gescreamt, was das Zeug hält, immer wieder gut von kurzen, melodischen Zeilen durchwachsen. "Believe" ist wiederum ein Lied zum Abgehen, aber richtig. (5/5 Sterne)
Und wenn die Platte mit diesem Titel geendet hätte, niemand hätte es schlimm gefunden, man wäre beglückwunscht worden für die druckvollen Ein- und Ausgangstracks, für die stimmige Auswahl, genau den richtigen Mix aus laut und leise, rockig und ruhig, und so weiter. Doch nun folgt Folter in zweifacher Ausgabe. Anscheinend war der Gitarrist gerade Kaffee oder Jack Daniels kaufen gegangen, und hatte den Schlagzeuger mitgenommen, als Ben Burnley im Studio eine akustische Gitarre herumliegen sah. In allerbester Woodstock-Tradition sah er aus dem Fenster, und bemerkte die Regentropfen, die die Scheibe hinab liefen. Und das mitten im Frühling! Sofort war die Idee gefasst, der Text geschrieben, und ratz-fatz in Eigenregie aufgenommen. Noch einmal die Sounddatenbank nach passenden, schnulzigen Streichern durchsucht und digital dazugepatscht, und fertig ist der Anti-Regentanz der Neuzeitindianer. "Rain" ist nicht ein Loblied auf denselben, sondern hat im Grunde nur eine Aussage, die im übertragenen Sinne gar nicht so schnulzig klingt, wie mit dieser Musik unterlegt: "Rain, rain, go away//Come again another day//All the world is waiting for the sun.". Schnulziger Totalausfall. (0/5 Sterne)
Wie schon angemerkt, kommt die Folter in zweifacher Ausführung. Das hätte auch sinniger geregelt werden können, "Rain" in die Mitte des Albums verlegen, oder einfach komplett wegschmeißen, denn als Lied 12 kommt wiederum "Rain", diesmal in der Version von 2005, daher. Diesmal mit dem selben schnulzigen Text, allerdings haben anscheinend die restlichen Bandmitglieder ihren Frontmann in der Zwischenzeit zur Raison gebracht, denn dieses Mal ist das Resultat nicht halb so schnulzig. Schlagzeug, und später sogar cleane elektrische Gitarren, sorgen für eine halbwegs annehmbare Atmosphäre, wenn nicht diese schnulzigen Streicher im Hintergrund immer noch wären, und der dämliche Text wenigstens ein bisschen verändert worden wäre. Immerhin, dem Chorus gewinnt man in der Variante, in der er kurz vor Ende des Liedes gespielt wird, tatsächlich etwas ab. Ein Lied für Konzerte, bei denen Unmengen Feuerzeuge angezündet werden sollen. Immerhin. Mit Zähneknirschen den Eindruck der älteren Version ausblendend, gibts hier 2/5 Sternen, weil der ruhige Part so unglaublich quälend ist.
Die Sterne zusammengezählt, gibt es für die komplette Platte summa summarum 3,75 Sterne im Schnitt. Dies ist einzig und allein dem Totalausfall "Rain" zu verdanken, sonst wäre man ohne Probleme über 4 gekommen. Aber da der gute Gesamteindruck auch von den beiden Schulzen am Ende nicht übermäßig getrübt wird, gibt es von mir dafür noch 0,2 Sternchen dazu, und damit sind wir bei respektablen 3,95 von 5 Sternen. Danke für die Aufmerksamkeit.
Die Gruppe "Breaking Benjamin" aus Pennsylvania in den USA veröffentlichte mit "WANA" 2004 ihr zweites Studioalbum, und erreichte erstmals die Top 20 der nationalen Album-Charts. Weltweit bekannt geworden durch ihren Soundtrack-Beitrag zum Computer-und Konsolenerfolgsspiel "Halo 2", dem Titel "Blow me away", war der Siberling jedoch nur in den Staaten zu kaufen und ist es bis heute noch nur dort, da der europäische und sonstige internationale Markt aus unerklärlichen Gründen noch nicht erschlossen wurde. Übers Internet gibt es allerdings vielfältige Import-Möglichkeiten, und auch die großen Unterhaltungselektronik-Discounter haben mittlerweile ab und an eine oder zwei Scheiben dieser Kapelle im Rockmusik-Regal stehen. Musikalisch in die Schublade gesteckt werden die Nordstaatler in der Kategorie Post-Grunge, also laute, elektronisch verzerrte, mit dem Establishment unzufriedene oder an Liebesbeziehungen und Drogen zerbrechende Musik seit dem berühmtesten Schrotflintenselbstmord der Musikgeschichte. Nur am etwas melodischeren Gesang und der weniger Hip-Hop-lastigen Sounds grundsätzlich von Nu Metal zu unterscheiden.
Die vorliegende Platte enthält einen Bonus-Track, die 2005er Version des Titels "Rain" und umfasst somit einen Song mehr als die ursprüngliche Langspielplatte, die mit 11 Titeln weder nach oben, noch nach unten Grenzen sprengend war.
Trackliste:
1. So Cold (04:33)
2. Simple Design (04:15)
3. Follow (03:18)
4. Firefly (03:07)
5. Break My Fall (03:25)
6. Forget It (03:37)
7. Sooner or Later (03:39)
8. Breakdown (03:36)
9. Away (03:12)
10. Believe (03:20)
11. Rain (03:27)
Hidden Bonus Track:
12. Rain (2005 Version) (03:24)
Die für eine Rockplatte vernünftige Gesamtspieldauer von 42:53 Minuten wird eingeläutet von sphärisch-verzerrten Riffs auf "So Cold". Dies ist gleichzeitig die erste Single des Albums, und schon nach wenigen Sekunden merkt man, warum. Dieses Kraftpaket aus ruhiger Strophe und energiegeladenem Refrain und ebensolcher Bridge schlägt bei jedem nicht emotional unempfindlichen Menschen, der mit dieser Art Musik auch nur ein klitzekleines Bisschen anfangen kann, die richtigen Töne an. Die Stimme von Frontmann Benjamin (wie sollte er anders heißen) "Ben" Burnley ist in perfekter Harmonie mit dem druckvollen Akustikteppich, der von Aaron Fink an der Leadgitarre geknüpft wird. Es geht anscheinend um eine zerbrechende Beziehung, die nur noch schwer zu retten ist. "Show me how it ends//it's alright//Show me how defenseless you really are//Satisfy an empty inside//That's alright, let's give this another try" Ein Opener, der es in sich hat, nicht zuletzt dank der hypnotisierenden Endsequenz, in der textlich der berühmte letzte Strohhalm beschworen wird: "It's alright - It's alright...". (5/5 Sterne)
"So Cold" ist kaum verklungen, da denkt man, im Intro von "Simple Design" in den Proberaum einer Dark-Black-Gothic-sonstwas-Band gestolpert zu sein, als der Sänger gerade Stimmübungen machte. Die Gitarre dazu klingt eher normalrockig, der Bass nach bewährtem Nu Metal. Das Schlagzeug, gespielt von Jeremy Hummel, der ein Vierteljahr nach Erscheinen dieser Platte die Band im Streit verließ, beschränkt sich hier wiederum auf Hintergrundbeschallung, abgesehen von einer krachenden Snare im mit Powerchords und einem satten Basslauf gespickten Hauptteil. Und das ist auch gut so. So bleibt nach den merkwürdig anmutenden Klängen zu Beginn viel mehr Raum für die melodische Gesangsstimme von Ben Burnley, der sein komplettes Repertoire abruft und bis auf den dahinplätschernden Endteil das Ganze zu einer gelungenen Nummer macht. Erneut mit "It's alright"-Rufen. Warum nicht. (4/5 Sterne)
Mit einem knackigen Instrumentalpart auf dem Bass, bearbeitet von Mark J. Klepaski, und den Gitarren von Fink und Burnley kommt "Follow" um die Ecke. Wiederum ruhiger in der Strophe, und energiegeladen im Refrain ist dies definitiv ein gutes Lied für die Tanzfläche in der Studentendisco, oder zum Mitgröhlen auf dem Konzert (Wechselgesang bei "I follow you - you follow me" erwünscht). Das Ende kommt leider ein bisschen zu abrupt. (3/5 Sterne)
Etwas mehr geduckt, wie zum Sprung bereit, präsentiert sich der vierte Titel, "Firefly"(dt. "Glühwürmchen"). Und genau das, nämich abspringen, kann man herrvorragend im Refrain. Die ruhig eingeleiteten Strophen lassen durch den schnellen Rhytmus die Knie zappeln, und das so lange, bis es einen nicht mehr auf den eigenen vier Buchstaben hält. Der Text hält eine Geschichte über einen Freund bereit, der zunächst wie ein rettendes Licht in der Dunkelheit erscheint, als jedoch dessen Lügen auffallen, wird die Unzuverlässigkeit bemerkt daraufhin im abschließenden, veränderten Refrain angeklagt: "Fuck you firefly//Have you lost your light//Now I hate your ways//'cause they're just like mine//So you lost my friend//such a sorry end//Now I don't know why//so I joke and smile". (4/5 Sterne)
Fehlte bisher noch was? Ach ja, die wirklich melodramatische Seite der Band. Stimmt. Die wird in "Break My Fall" pflichtschuldigst abgearbeitet, textlich mit einem verzweifelten Aufruf an eine dritte Person, die sich doch bitte drum kümern soll, den Fall des lyrischen Ichs zu bremsen, und nicht vor der Situation davonzulaufen. Die Instrumentalisierung dazu ist interessanterweise recht brutal, durchsetzt von ruhigen Atempausen, in denen die Saiteninstrumente eindrucksvoll nachklingen. Dies ist ansonsten auch ein häufig genutztes Stilmittel der Band in anderen Liedern. Die instrumentale Bridge kommt clean gespielt und gibt dem darauffolgenden lauten Teil eine gute Startposition, und das Ende ist genau richtig kitschig, wie ein in Zeitlupe auf die erschlagen am Boden liegenden Körper seiner Familie zustürmender Actionfilmheld. (5/5 Sterne)
Gerade eben hatten wir melodramatisch, dann kommt mit "Forget it"jetzt auch schon der ruhige, zurückgelehnte, leicht resignierende, jedoch sehr melodische Song auf der CD. Und wenn es dabei geblieben wäre, würde diese Platte, das verrate ich jetzt schon mal, deutlich besser bewertet werden. Eine angenehm ruhige Poprock-Nummer, die ein wenig an A-Ha oder andere 80er Schnulzen erinnert, jedoch auf einem deutlich höheren Niveau. Annäherungsweise in Richtung U2 oder Depeche Mode. Und sie passt erstaunlich gut rein und fällt zwischen den lauten Liedern gar nicht auf. Musik für jede Gefühlslage, präsentiert von Breaking Benjamin. (5/5 Sterne)
Und wieder denkt man, dass das vorige Lied noch nicht so richtig vorbei ist, wenn das nächste anfängt. Es beginnt zwar deutlich lauter, und wieder verzerrt, aber geht dann nach den Intro-Sekunden in die sehr ruhig instrumentalisierte Strophe über. Und dieser Text geht unter die Haut:"I want a normal life//just like a newborn child//I am a lover hater//I am an instigator//You are an oversight//Don't try to compromise//I'll learn to love to hate it//I am not integrated" Hier wird einer davongelaufenen Partnerin nachgerufen, und das besonders eindrucksvoll im wiederum sehr energiegeladenen Refrain: "Just call my name//You'll be okay//You're scream is crawling through my veins//
Sooner or later, you're gonna hate it//Go ahead and throw your life away//
Driving me under, leaving me out there//Go ahead and throw your life away//" Diese Erfahrung hat wohl jeder schon mal gemacht, und in solch einer Situation von einer Band mit einem so druckvollen Titel unter die Arme gegriffen zu bekommen, ist immer eine gute Sache. Die zweite Strophe wirkt ein wenig schizophren, oder aus der entgegengesetzten Perspektive, aber kommt im leicht veränderten Refrain zum selben Schluß wie am Ende von Strophe 1: "Just call my name//You'll be okay//Your scream is crawling through my veins//
Sooner or later, you're gonna hate it//Go ahead and throw our life away//
Driving me under, leaving me out there//Go ahead and throw our life away." (5/5 Sterne)
Abgesehen von den lauteren Instrumentalparts und dem Pre-Chorus plätschert das nun folgende Lied, "Breakdown", mehr oder weniger dahin, wenn man das hohe Niveau der vorigen Songs als Maßstab nimmt. Ungewohnt klingt der mehrstimmige Gesang im Chorus, und er ist auch nicht so melodisch wie normalerweise üblich. Der Text ist vom Niveau her zwar weit oben angesiedelt, trotzdem kriegt die bis dahin nahezu makellose Bilanz des Albums an dieser Stelle einen kleinen Kratzer. (3/5 Sterne)
In gewohnter Lautstärke und Vehemenz beginnt "Away", um in der Strophe deutlich darunter abzusacken, und dies im Refrain, der wieder genau so ist, wie man es von fast allen in der Titelliste angesiedelten Song gewohnt war, wieder auszugleichen. Und diesmal kommt auch die ruhige Strophe gar nicht so schlecht rüber. Der Gegensatz macht's in diesem Fall aus. Melodischer Gesang, leichte anzumerkende Verzweiflung, gute Gitarrenriffs und gefühlt zum ersten Mal ein Schlagzeug, das sich vom Hintergrund aus wirklich weit nach vorne lehnt und so unweigerlich zum Headbangen einlädt. (4/5 Sterne)
Der zehnte Titel lässt das Raumschiff U.S.S Breaking Benjamin in ungeahnte Sphären vorstoßen. Es hatte sich auf den vorherigen Liedern an der ein oder anderen Stelle angedeutet, und hier wird die Flexibilität der Soundeffekte vollends ausgenutzt, zumindest was den Gesang angeht: Mit elektronisch verzerrter Stimme, die vor dem ungewohnt rauhen Rockbrett, das dazu gespielt wird, sehr an American Head Charge erinnert, wird an passenden Stellen gegrowlt und gescreamt, was das Zeug hält, immer wieder gut von kurzen, melodischen Zeilen durchwachsen. "Believe" ist wiederum ein Lied zum Abgehen, aber richtig. (5/5 Sterne)
Und wenn die Platte mit diesem Titel geendet hätte, niemand hätte es schlimm gefunden, man wäre beglückwunscht worden für die druckvollen Ein- und Ausgangstracks, für die stimmige Auswahl, genau den richtigen Mix aus laut und leise, rockig und ruhig, und so weiter. Doch nun folgt Folter in zweifacher Ausgabe. Anscheinend war der Gitarrist gerade Kaffee oder Jack Daniels kaufen gegangen, und hatte den Schlagzeuger mitgenommen, als Ben Burnley im Studio eine akustische Gitarre herumliegen sah. In allerbester Woodstock-Tradition sah er aus dem Fenster, und bemerkte die Regentropfen, die die Scheibe hinab liefen. Und das mitten im Frühling! Sofort war die Idee gefasst, der Text geschrieben, und ratz-fatz in Eigenregie aufgenommen. Noch einmal die Sounddatenbank nach passenden, schnulzigen Streichern durchsucht und digital dazugepatscht, und fertig ist der Anti-Regentanz der Neuzeitindianer. "Rain" ist nicht ein Loblied auf denselben, sondern hat im Grunde nur eine Aussage, die im übertragenen Sinne gar nicht so schnulzig klingt, wie mit dieser Musik unterlegt: "Rain, rain, go away//Come again another day//All the world is waiting for the sun.". Schnulziger Totalausfall. (0/5 Sterne)
Wie schon angemerkt, kommt die Folter in zweifacher Ausführung. Das hätte auch sinniger geregelt werden können, "Rain" in die Mitte des Albums verlegen, oder einfach komplett wegschmeißen, denn als Lied 12 kommt wiederum "Rain", diesmal in der Version von 2005, daher. Diesmal mit dem selben schnulzigen Text, allerdings haben anscheinend die restlichen Bandmitglieder ihren Frontmann in der Zwischenzeit zur Raison gebracht, denn dieses Mal ist das Resultat nicht halb so schnulzig. Schlagzeug, und später sogar cleane elektrische Gitarren, sorgen für eine halbwegs annehmbare Atmosphäre, wenn nicht diese schnulzigen Streicher im Hintergrund immer noch wären, und der dämliche Text wenigstens ein bisschen verändert worden wäre. Immerhin, dem Chorus gewinnt man in der Variante, in der er kurz vor Ende des Liedes gespielt wird, tatsächlich etwas ab. Ein Lied für Konzerte, bei denen Unmengen Feuerzeuge angezündet werden sollen. Immerhin. Mit Zähneknirschen den Eindruck der älteren Version ausblendend, gibts hier 2/5 Sternen, weil der ruhige Part so unglaublich quälend ist.
Die Sterne zusammengezählt, gibt es für die komplette Platte summa summarum 3,75 Sterne im Schnitt. Dies ist einzig und allein dem Totalausfall "Rain" zu verdanken, sonst wäre man ohne Probleme über 4 gekommen. Aber da der gute Gesamteindruck auch von den beiden Schulzen am Ende nicht übermäßig getrübt wird, gibt es von mir dafür noch 0,2 Sternchen dazu, und damit sind wir bei respektablen 3,95 von 5 Sternen. Danke für die Aufmerksamkeit.
Semtext - 11. Sep, 17:11
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks